Geschichte des Dachziegels Teil 1, auch interessant: „Tegula“ Der Dachziegel: Moderne Fertigung und Farbgestaltung

Tegula – der Dachziegel von der Entstehung bis zur Industrialisierung

„Ein Baustoff für die Menschheit, alt und modern zugleich“

Wussten Sie, dass der Dachziegel bereits 2300 vor Chr. in Griechenland von den Menschen als Baustoff zur Dachbefestigung verwendet wurde?

Dachziegel

Das Herstellungsprinzip hat sich seitdem nicht gravierend verändert. Damals wie heute verwendet man als festen Bestandteil Ton oder Lehm. Geformt zu einem Dachziegel trocknete der Rohling mindestens einen Sommer lang an der Luft im Schatten, ehe er verbaut werden konnte.
Erst  Jahre später wurde das Material in einem Ofen gebrannt.

Bei den Etruskern, einem antiken Volk, dass im nördlichen Mittelitalien angesiedelt war (heutige Toskana) , kannte man bereits um 750 v. Chr. das Wissen der Dachziegelherstellung. Von dort war es nicht weit in das Zentrum der Antike, nach Rom. Die Römer befestigten und schmückten ihre Dächer bevorzugt mit Dachziegeln.

Und sie waren es auch, die den Dachziegel mit ihrer Eroberung und Ausbreitung im Raum nördlich der Alpen, nach Deutschland brachten. Die römischen Besatzungsmächte deckten mit den Tegulae (Dachziegeln) die Dächer der von ihnen erbauten Befestigungsanlagen.

Deutschlands älteste Dachziegel wurden beim Bau des Klosters Altomünster im Jahr 763 verwendet. Das konnte historisch nachgewiesen werden.

Im Jahr 794 führte Karl der Große Ziegel als allgemeine Dacheindeckung für seine Wirtschaftsgebäude ein.

Im 11. Jahrhundert gründeten viele Klöster kleine Ziegelei-Manufakturen und das Material wurde immer bekannter.
Erst im 15./16. Jahrhundert schaffte der Dachziegel den großen Durchbruch.
Aus Brandschutzgründen löste er die damals üblichen Stroh- und Holzdächer ab. Leisten konnte sich den teuren Dachziegel allerdings nur der Adel und das wohlhabende Bürgertum.
Die manuelle Ziegelherstellung war eine aufwendige Kunst, die viel Erfahrung und handwerkliches Geschickt verlangte.

Im Lauf der Jahre entwickelte sich bei den Handwerkern im Ziegelbau ein Ritual:
Der Feierabendziegel.

Die Menschen, die in vergangenen Zeiten mühsam und hart den ganzen Tag mit Ziegelformen beschäftigt waren, hatten schenkten sich einen besonderen Brauch:
Kurz vor dem täglichen Feierabend wurde der letzte Ziegel des Tages auf der Rückseite mit Zeichnungen, Sprüchen oder Symbolen verschönert und der Handwerkskünstler verewigte seine damals unbedeutende Persönlichkeit für die Nachwelt.
Oft sind auf diesem Feierabendziegel auch Schutzsymbole gegen Blitz, Krankheiten oder böse Kräfte zu finden. Die Menschen im Mittelalter waren alle sehr abergläubisch.
Weil die besonderen Stücke so selten sind und es kaum mehr alte Dächer gibt, sind sie heute begehrte Sammlerobjekte und Zeugen aus der damaligen harten Zeit.
Die ältesten bekannten Feierabendziegel stammen aus der Zeit um 1300.

Dachziegel

So ging die beschwerliche Handarbeit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, ehe dann ein paar Jahrzehnte später die Dachziegelproduktion industrialisiert wurde.

Einen Meilenstein gesetzt hat dabei Wilhelm Ludovici mit seinen Z1 Falzziegel . Er schuf damit den Vorläufer des modernen Tondachziegels.
Die Patentanmeldung hierfür war im Jahr 1881.

Fazit:
Zu Recht kann gesagt werden, dass sich der einfache Dachziegel von damals zu einem modernen Industrieprodukt von heute entwickelt hat und seit Menschengedenken, den Leuten zu allen Zeiten Schutz über ihren Köpfen gewährt.
Es ist ein bewährtes Produkt mit den Schätzen der Natur , das ein Haus erst zu einem Heim macht.

Quellen: www.dachziegelarchiv

Veröffentlicht / aktualisiert am 31.07.2013

19 Kommentare

  1. Hallo Monika,
    ich gratuliere ganz herzlich zum Blog. Bin ganz überrascht wie umfangreich, informativ und detailliert er in dieser kurzen Zeit geworden ist. Nach weiter so! Liebe Grüße Sandra

    Antworten
    • Hallo Sandra, danke für Deinen netten Kommentar. Es freut mich zu lesen, dass Dir unser Blog gefällt. Vielleicht schaust Du wieder mal vorbei. Liebe Grüße Monika B.

      Antworten
  2. Der Artikel hat mir sehr gut gefallen. Der Erfindungsreichtum des Menschen nötigt einem schon Bewunderung ab. Heute macht man sich kaum mehr Gedanken darüber, welchen Luxus wir beim Wohnen genießen. Wenn es stürmt und regnet bin ich sehr dankbar, ein stabiles Dach über dem Kopf zu haben!
    Vielen Dank für die Information und herzliche Grüße.

    Antworten
    • Hallo Frau Jaschinski, vielen Dank für Ihren netten Kommentar.

      Antworten
  3. Die Griechen waren in vielen Sachen schon weiter als das restliche Europa, aber das die Dachziegel bereits 2300 v. Christus in Griechenland Einzug hielten wußte ich noch nicht. Schöner Artikel mit Lernerfolg.

    Antworten
    • Hallo Frau Rahbauer, es freut mich sehr, dass Sie den Blogbeitrag kommentiert haben und dass Sie noch etwas dazulernen konnten.
      Mit den besten Grüßen Monika B.

      Antworten
  4. Hallo Monika,
    der Blog ist sehr informativ, hat sicher eine Menge recherche deinerseits gekostet.
    Hier sieht man erst wieder, wie relativ einfach der Mensch es in der heutigen Zeit mit der Herstellung der Dachziegel hat.
    Grüße
    Rosemarie B.

    Antworten
    • Hallo Rosemarie,
      danke für Deinen Kommentar. Du hast Recht, durch die Industrialisierung ist vieles einfacher und kostengünstiger geworden. Die Menschen in früheren Zeiten haben den ganzen Tag schwerste körperliche Arbeiten verrichten müssen was für uns heute nur sehr schwer vorstellbar ist.
      Mit den besten Grüßen, Monika B.

      Antworten
  5. Schöner, sehr informativer Artikel über die Entstehungsgeschichte des Ziegels. Und wieder waren es die Griechen die in der Antike die Nase vorne hatten.

    Antworten
  6. Servus Monika, was man bei dir so alles erfährt.
    Geschichtsunterricht ganz fachbezogen, Hat Spaß gemacht zu lesen.
    Wer noch die eine oder andere ziemlich alte Dachpfanne zuhause irgendwo liegen hat, sollte sie wie einen Schatz behandeln.
    Gruaß Christine

    Antworten
    • Hallo Christine, danke für Deinen Kommentar. So alte Dachziegel haben ihren ganz besonderen Charme. Leider muss man sehr vorsichtig mit den guten Stücken umgehen, weil sie sehr leicht brechen. Da es kaum mehr wirklich alte Dächer zum sanieren gibt. sind sie wahrlich eine Rarität.

      Antworten
  7. Ein sehr schöner Blogbeitrag. Nett zu lesen und interessant. Am besten gefallen hat mit die Info über den Feiertagsziegel. Wusste ich bis jetzt noch nicht. War sicher ein schöner Brauch und ein schöner Übergang nach getaner Arbeit zum Feierabend. Darüber sollten wir nachdenken, wenn wir überhaupt nicht mehr abschalten können!

    Antworten
    • Hallo Gabi! Danke, dass Du meine Seite besucht hast. Das mit den Feiertagsziegeln ist ein schöner Brauch.
      Solltest Du einmal das Skulpturenmuseum in Landshut am Prantlgarten besuchen, kannst Du einen Feiertagsziegel (kein Dachziegel, sonder ein Mauerziegel in diesem Fall) sehen, wo eine Hand verewigt ist. Dieser besagte Ziegel wurde ganz bewußt auf Wunsch von Prof. Fritz Koenig in die neu aufgezogenen Sichtmauerwerke eingebaut.
      Liebe Grüße, Monika

      Antworten
  8. Hallo Monika,
    Du hast dir wieder einmal sehr viel Mühe gegeben, find ich super.
    Gruß Elke

    Antworten
    • Hallo Elke, vielen Dank für Deinen Kommentar. Beste Grüße, Monika

      Antworten
  9. Hallo Monika,
    ein sehr interessanter Blogbeitrag. Ich finde alte Ziegel die schon einige Gebrauchsspuren haben sehr schön. Vorallem zu dekorativen Zwecken.
    Grüße Veronika

    Antworten
    • Hallo Veronika! Das kann ich nur bestätigen. Alte handgemachte Dachziegel haben einen ganz besonderen Charakter und machen sich gut in der Gartengestaltung.

      Antworten
    • Hallo Herr Müller,
      vielen Dank für Ihren netten Kommentar und den Tipp zur Entwicklung des Falzziegels.

      Mit den besten Grüßen aus Bayern,
      M. Brunnermeier

      Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Weitere Blogartikel aus der Zimmerei